Alte Knabenschule
Olchings zweite Schule wurde 1884 direkt hinter dem ersten Schulgebäude an der Hauptstraße 71 erbaut. Zwei Schulräume und ein Lehrerzimmer, das zugleich der Gemeindeverwaltung diente, reichten bereits 1892 nicht mehr aus, ein zusätzliches Stockwerk brachte zwei weitere Klassenzimmer. Hinter dem Gebäude errichtete der Turn- und Sportverein 1922 eine Turnhalle, die ab 1924 mit Einführung des Turnunterrichts in den Schulen von den Schulkindern mit genutzt werden konnte.
1936 befand sich das Gebäude mit seinen sanitären Einrichtungen in einem desolaten Zustand und man überlegte, ob sich aufwendige Sanierungsarbeiten noch lohnten. Da in diesem Jahr auch die Einführung einer 8. Jahrgangsstufe im ländlichen Raum Pflicht wurde und zusätzliche Schulräume sowohl in der 1908 errichteten Mädchenschule als auch in der Knabenschule benötigt wurden, beschloss man die Schaffung einer Zentralschule durch einen neuen Trakt an der Mädchenschule. Außerdem war geplant, die Knabenschule in ein HJ-Heim umzuwandeln. Die Kosten für beide Vorhaben waren hoch, eine nicht ausgeführte Abwasserbeseitigungsanlage verhinderte 1939 endgültig die Umsetzung der beiden Pläne.
Mit Ende des Krieges wurden beide Schulen bis Oktober 1945 geschlossen und dienten als Notquartiere für Heimatvertriebene. Erst 1948 war wieder ein reibungsloser Schulbetrieb möglich. Der Olchinger Maler Karl Sonner verzierte 1952 den Eingang mit dem von ihm entworfenen Olchinger Wappen und einem Fresko, das Schüler inmitten der heimatlichen Landschaft zeigt. Im Textfeld darüber stand der Spruch: Bienen holen in ihr Haus Honig heim aus Blum' u. Blüt,- du aber trage hinaus weise Lehr u. gute Sitt'. Die Wandmalereien waren bereits in den 1970er Jahren stark verwittert und 2000 also solche nicht mehr zu erkennen.

Der Hartspielplatz hinter dem Gebäude wurde 1965 angelegt und diente im Winter den Vereinen als Stockschützenbahn. Die Schulräume wurden mehr und mehr für andere Belange genutzt. So war 1966 bis 1971 die Gemeindebücherei dort eingerichtet. Im Schuljahr 1972/1973 wurden letztmalig vier Klassen im Gebäude unterrichtet, danach belegten diverse Vereine, die Musikschule, politische Jugendgruppen oder auch der Kinderpark des Sozialdienstes das Haus. 1993 wurde noch eine Außentreppe installiert – zusammen mit dem ehemaligen ersten Schulgebäude, das von 1937 bis 1973 als Gemeindekanzlei und ab 1975 als Jugendzentrum gedient hatte, wurde die alte Knabenschule 2010 abgerissen.