Auf der Insel

Noch Mitte der 1930er Jahre zweigte gegenüber dem heutigen Wasserkraftwerk I ein schmaler Nebenarm des Mühlbachs ab, floss parallel zur Hauptstraße in Richtung Nöscherplatz und mündete in einem Bogen unterhalb der Kanalbrücke wieder in den Amperkanal. Der Dorfbach, respektive Schramlbach, prägte das dörfliche Ortsbild. 

Die Insel mit Schramlbach
Die Insel um 1930: Links die Brücke beim Fischerpauli, das markante Anwesen „Beim Schwabenschuster“ in der Bildmitte hat sich kaum verändert und steht unter Denkmalschutz. Die für einige Jahre in Ritter-von-Epp umbenannte Hauptstraße wurde 1934 geteert und Bürgersteige wurden angebracht

Er musste einmal im Jahr sehr zur Freude der Kinder „ausgekehrt“ werden. Das fast stehende Gewässer roch manchmal schlecht, neben heimischen Wasservögeln fühlten sich auch Stechmücken und Ratten wohl. Das Areal zwischen dem Mühlbach und dem Schramlbach bildete eine Insel, vier alte Anwesen erhielten mit Einführung der Straßennamen in Olching ab den 1920er Jahren die Adresse „Auf der Insel“. Die Häuser und Scheunen waren über eine kleine Brücke beim „Fischerpauli“ (Naturkostinsel) und beim „Gallischneider“ (Auf der Insel 1) in Höhe von Haus Halbinger erreichbar. Dazwischen führte ein kleiner Holzsteg über den Bachlauf.

Karte von 1900Stadt Olching
Karte von 1900: Mit den ungebändigten Flüssen Amper, Mühlbach und Schramlbach. Eine geteerte Straße nach Neu-Esting existiert noch nicht. Am Nöscherplatz ist der alte Friedhof der ehemaligen Dorfkirche eingezeichnet

Im Zuge der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen während der NS-Zeit diskutierte der Gemeinderat 1934 über eine Abgrenzung des Dorfbaches mittels einer Heckenbepflanzung. 1935 wurde aufgrund der fast fertig gestellten neuen Straße nach Neu-Esting, die von der Ritter-von-Epp-Straße abzweigte, sowohl eine Verstärkung der Brücke über den Dorfbach als auch der Kanalbrücke notwendig. Eine Teilverrohrung und Auffüllung  des Schramlbaches wurde im gleichen Jahr beschlossen und bis Ende 1938 in die Tat umgesetzt. 

Bereits kurz nach Verrohrung  des Baches wurde die damit einhergehende verschwundene Dorfromantik in den Olchinger Nachrichten beklagt: „…Dem Bache ist der Zutritt zum Dorf verwehrt. An seinerstatt fängt ein Kanal die Abwässer auf. Die Hausfrauen können der gereinigten Wäsche nicht mehr den letzten Schliff geben…“ Es war auch die Rede von einer neu geschaffenen großen Fläche für Versammlungen und Aufmärsche im Zentrum  von Olching. Genutzt wurde das Areal auf diese Weise aber nicht. Das noch oberirdisch verlaufende Teilstück des Dorfbaches wurde erst 30 Jahre später in den Untergrund verbannt.

Steg über dem Schramlbach
Auf dem schmalen Holzsteg haben sich 1930 zwei Geschwisterpärchen aus den anliegenden Anwesen in Pose gestellt: Links Walter Müller, Maria Lydia Stieren (später Missionsschwester und Ehrenbürgerin von Olching), Roland Stieren und ganz rechts Max Müller. Im Hintergrund das Anwesen Stepper (Gallischneider), die Brücke und das alte Feuerwehrgerätehaus
Haus Halbinger
Haus Halbinger mit Brücke: Das Gebäude wurde beim Fliegerangriff am 22. Februar 1944 vollständig zerstört. Das Ehepaar Sebastian und Therese Halbinger, die beiden Töchter und eine Nichte kamen hierbei ums Leben